Gentechnik in unseren Lebensmitteln

Was haben Gentechnik & Bio miteinander zu tun?

Die Bio-Branche ist gentechnikfrei. Manipulationen an der DNA von Pflanzen und Mikroorganismen betreffen sie dennoch – und könnten sie künftig in eine schwierige Lage bringen.

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Welche Formen der Gentechnik werden in der Lebensmittelproduktion verwendet?

Die europäischen Verbraucher*innen sind sehr skeptisch, was Gentechnik angeht, deshalb sind gv-Produkte kaum zu finden. In der konventionellen Lebensmittelproduktion Europas ist Gentechnik nur mit Zulassungsverfahren und Kennzeichnung erlaubt. Das heißt, dass die Produzent*innen Referenzmaterial liefern müssen, damit Nachweisverfahren für den gentechnisch veränderten Organismus entwickelt werden können. Lebensmittel, die zum Beispiel gv-soja- oder maishaltige Zutaten enthalten, müssen gekennzeichnet werden. Wie sich der Verzehr solcher Lebensmittel auf die menschliche Gesundheit auswirkt, wird allerdings nicht untersucht.

Schlupflöcher gibt es bei tierischen Produkten: Denn Fleisch, Milch und Eier von Tieren, die als Futter genmanipulierte Pflanzen oder Arzneimittel bekommen haben, müssen nicht gekennzeichnet werden. – Pro Jahr werden rund 37 Millionen Tonnen meist genveränderte Sojabohnen und Sojaschrot in die EU importiert, hauptsächlich aus Argentinien und den USA. Auch Mikroorganismen als Hilfsstoffe für Aromen, Geschmacksverstärker, Vitamine und Enzyme unterliegen keiner Kennzeichnungspflicht.

Wie schützt die Bio-Branche sich vor Gentechnik?

In das Erbgut von Lebewesen einzugreifen, widerspricht den Prinzipien des Öko-Landbaus. Deshalb verzichtet die Bio-Branche auf Zutaten, die gentechnisch verändert sind und verfüttert auch keine gv-Pflanzen. Das Gesetz verbietet den bewussten Einsatz der Gentechnik in der Ökolandbau-Verordnung ebenfalls. Doch Spuren von gv-Verunreinigungen können auch in Bio-Lebensmitteln auftreten. Deshalb müssen Öko-Produzent*innen mit aufwendigen Tests prüfen, dass ihre Produkte maximal 0,1 Prozent Verunreinigungen aufweisen.

Wie funktionieren neue Gentechnik-Verfahren wie Crispr/Cas?

Züchter*innen können damit einzelne Gene im Erbgut einer Pflanze gezielt verändern. So will die Gentechnik-Industrie schneller Pflanzen züchten, die zum Beispiel Dürren standhalten. Studien zeigen, dass die Verfahren aufgrund unvorhersehbarer Nebenwirkungen riskant sind. Außerdem ist nicht sicher vorhersagbar, wie die Natur auf diese Verfahren reagiert und was sie in einem Ökosystem auslösen können.

Die EU-Kommission erwägt, diese neuen Verfahren aus dem Gentechnik-Gesetz auszuklammern, damit sie ohne Zulassungsverfahren und Kennzeichnung schnell auf den Markt kommen können. Sie folgt damit der Argumentation der Gentechnik-Lobby – die Wahlfreiheit der Verbraucher*innen ist akut gefährdet. 2023 will die EU-Kommission den EU-Mitgliedsstaaten und dem Parlament einen entsprechenden Vorschlag vorlegen.

Warum wäre das fatal für die Bio-Branche?

Ohne Kennzeichnung könnten auch Bio-Landwirt*innen nicht erkennen, ob Pflanzen genmanipuliert wurden und sie so nicht sicher vom Anbau ausschließen. Und wenn Nachweisverfahren fehlen, weil die gentechnisch veränderten Pflanzen keine Zulassung brauchen, könnten sie Gentechnikfreiheit nicht mehr garantieren.

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