Die Natur als Vorbild

Warum Kreisläufe in der Wirtschaft allen gut tun

In der Natur kreist alles. Es gibt keinen Abfall, sondern einen ewigen Wechsel aus Werden und Vergehen. Dieses Prinzip ist das perfekte Vorbild für eine nachhaltige Wirtschaft.

Die Natur kennt keine Linearität. Die Jahreszeiten, das Wasser, die Gezeiten: Alles funktioniert in Kreisläufen. An diesem austarierten Vorbild orientiert sich das Modell der Kreislaufwirtschaft, in der so viel wie möglich weiter- und wiederverwertet wird. Bestimmt haben Sie schon mal von den drei Rs gehört. Sie sind wesentlich für Kreisläufe, die Ressourcen schonen:

Reduce (reduzieren):

In einer Kreislaufwirtschaft achten alle darauf, wenig Ressourcen zu verbrauchen, Produkte aus erneuerbaren Materialien herzustellen und sie nachhaltig zu gestalten. So lässt sich der Rohstoffverbrauch reduzieren.

Reuse (wiederverwenden):

Eine möglichst lange Nutzungszeit von Produkten spart Ressourcen. Das im Juli 2021 in der EU in Kraft getretene Verkaufsverbot für Plastik-Wegwerfartikel wie Strohhalme und To-Go-Becher trägt dazu bei. Zur Wiederverwendung gehört auch, Produkte zu leihen oder zu teilen statt zu besitzen.

Recycle (wiederverwerten):

Ausgedientes, Neben- und Abfallprodukte sind Ressourcen, aus denen Neues entstehen kann. Das Recht auf Reparatur, das 2021 EU-weit eingeführt wurde, hilft dabei. Deutschland ist aber zum Beispiel im Reycling weit von einem Kreislauf entfernt, denn hinter dem Begriff versteckt sich hierzulande zu einem großen Teil die Verbrennung von Plastikmüll.

Was kann den Wandel zu nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen beschleunigen?

Egal ob Textil-, Bau-, Elektronik-, oder andere Branche, in Deutschland dominiert das lineare Wirtschaftsmodell: Ein Produkt wird produziert, konsumiert und danach entsorgt. Diese Einbahnstraße verschwendet Ressourcen wie Edelmetalle, fossile Rohstoffe und Wasser, belastet die Umwelt und verursacht unnötige Treibhausgasemissionen. In Deutschland verbrauchen wir bisher das Doppelte unserer verfügbaren Biokapazität – also die Naturressourcen, die unsere Erde dauerhaft bereitstellen kann. Das liegt neben den Aspekten Ernährung und Mobilität vor allem an unserem Konsum.

Den Wandel zum Kreislauf kann vor allem die Politik beschleunigen: Die Abfallwirtschaft könnte Müll-Vermeidung und hohe Wiederverwertungsquoten vorgeschrieben bekommen. Die Steuern auf wertvolle Rohstoffe ließen sich erhöhen und Plastikmüllexporte verbieten. Hersteller könnten mithilfe des Verursacherprinzips stärker in die Verantwortung für ihre Produkte genommen werden. In Schweden und Belgien tragen positive Steueranreize Früchte: Dort entfällt auf Verleih- und Reparatur-Dienstleistungen ein reduzierter Mehrwertsteuersatz. Stellschrauben gibt es also viele. Damit es wirklich rund wird, brauchen wir möglichst viele, und zwar für jeden Punkt im Kreislauf.