Die Geschichte des Ökolandbaus

Der Ökolandbau bzw. die ökologische Landwirtschaft hat eine längere Tradition, als uns vermutlich bewusst ist. Denn die vollen und anonymen Regale in Supermärkten verwischen nicht selten die Spuren der eigentlichen Herkunft von Obst und Gemüse. Schade, wenn die Ursprünge unserer Lebensmittel vergessen werden. Daher wird es Zeit, sich einmal genauer mit der Geschichte des Ökolandbaus zu beschäftigen. Wer hat´s erfunden?

Ökolandbau von Anfang an

Etwa 4.500 v. Chr. wird der Mensch in Mitteleuropa sesshaft und beginnt, Nahrung nicht mehr nur zu sammeln, sondern unter anderem Wildgetreide in einer frühen Form von Ökolandbau gezielt anzubauen.

Ab 800 n. Chr. setzen Landwirt*innen zunehmend auf Dreifelderwirtschaft: Sie bestellen die Anbauflächen im Wechsel mit Winter- und Sommergetreide und lassen sie danach zur Regeneration brachliegen. Ihr Vieh halten sie in Ställen und können so die Felder besser düngen.

Um 1900 ist Deutschland ein Agrarstaat, 38 Prozent der Menschen arbeiten in der Landwirtschaft (heute: rund zwei Prozent). In der Gesellschaft wächst das Bewusstsein für Umwelt und gesunde Ernährung.

1924 hält der teils für seine Theorien umstrittene Rudolf Steiner mehrere Kurse zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Sie basiert auf Anthroposophie, die Tierhaltung ist obligatorisch, die Landwirt*innen nutzen sogenannte bio-dynamische Präparate und betrachten ihre Betriebe je als eine Art Organismus. Vier Jahre später führt der daraus entstehende Anbauverband das Demeter-Warenzeichen ein. Rund 40 Jahre später entwickeln der Botaniker Hans Müller, seine Frau Maria und der Mikrobiologe Hans Peter Rusch den organisch-biologischen Landbau mit fruchtbaren Kreisläufen und dem Verzicht auf Pestizide.

Um 1940 wachsen in deutschen Gärten noch Tausende Kulturpflanzen-Sorten. Inzwischen sind geschätzt drei Viertel von ihnen verschwunden. Initiativen wie der Vern e. V. setzen sich mit eigenen Saatgutarchiven für ihren Erhalt ein. Und Bio-Züchter*innen entwickeln neue, samenfeste Sorten, die zum regionalen Klima passen.

1971 gründet sich in Südwestdeutschland der Verband für organisch-biologischen Landbau, seit 1979 bekannt als Bioland. Es folgen weitere Anbauverbände wie Biokreis, Naturland und Ecovin. Etwa zur gleichen Zeit öffnen in vielen größeren Städten erste Bioläden.

1981 richtet die Universität Kassel die bundesweit erste Professur für ökologischen Landbau ein. In den 80er Jahren entsteht außerdem der Bundesverband Naturkost Naturwaren, der Bio-Hersteller*innen und Händler*innen politisch und wirtschaftlich vertritt und Qualitätsmaßstäbe für Bio-Produkte vorgibt.

1989 fördert die EU erstmal den Ökolandbau, auch als Motivation für konventionelle Betriebe, umzusteigen. Zwei Jahre darauf führt die EU die EG-Verordnung zum ökologischen Landbau ein und schafft damit eine europaweite Anbau-Richtlinie.

2019 kostet ein Hektar Anbaufläche in Deutschland im Schnitt 26.439 Euro. Zehn Jahre zuvor waren es 10.908 Euro. Boden wird zunehmend zum Spekulationsobjekt. Dagegen engagiert sich zum Beispiel die BioBoden Genossenschaft, die Flächen kauft und sie Öko-Betrieben zur Verfügung stellt.

2030 sollen laut Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Aktuell sind es nur knapp acht Prozent. Den höchsten Anteil verzeichnen das Saarland, Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg.

Landwirtschaft als Organismus

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