ÖKOLANDBAU KANN MEHR

Wie steht es aktuell um die ökologische Landwirtschaft? Was sind die großen Herausforderungen und Chancen? Antworten darauf gibt Professorin Anna Häring. Sie ist Leiterin des Studiengangs Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

BIO COMPANY: Das Klima verändert sich. Bienen und andere Insekten sterben. Krankheiten breiten sich aus. Kann man sagen, die Lage für Landwirte ist so schwierig wie lange nicht? Und wie gut ist der ökologische Landbau auf diese Probleme vorbereitet? Zum Beispiel auf den mangelnden Niederschlag?

Prof. Anna Häring: Die Trockenheit der letzten Jahre hat die Landwirtschaft in der Region sehr geprägt. Expert*innen gehen davon aus, dass die Wasserversorgung auch im kommenden Jahr eine Herausforderung bleiben wird. Der Ökologische Landbau ist auch von geringen Niederschlägen und Ertragsschwankungen betroffen, insbesondere, weil die Nährstoffversorgung im Ökolandbau stark von der Bodenfeuchte und der mikrobiellen Aktivität im Boden abhängig ist.

Die höhere Vielfalt der Fruchtfolgen und Beikräuter bringen im Ökolandbau eine höhere Diversität der Lebensräume mit sich. Gerade daraus ergibt sich die Verantwortung der Ökolandwirt*innen diese Lebensräume und Arten durch spezifische Naturschutzmaßnahmen zu schützen.

BIO COMPANY: Heißt Ökolandbau auch immer „umweltfreundlich“? Oder gibt es auch Themen, an die der Ökolandbau dringend ranmuss?

Prof. Anna Häring: Ökolandbau erbringt zahlreiche gesellschaftlich relevante Mehrleistungen im Bereich des Umweltschutzes, insbesondere in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität. Bei der Ertragsleistung ist im ökologischen Anbau aber teilweise noch Luft nach oben.

BIO COMPANY: Kann die konventionelle Landwirtschaft noch eine Wende schaffen, um wirklich umweltfreundlich zu arbeiten oder ist der Ökolandbau alternativlos, wenn es um Klima und Umweltschutz geht?

Prof. Anna Häring: Auch die konventionelle Landwirtschaft kann sich weiterentwickeln, um umweltfreundlicher zu wirtschaften, beispielsweise durch abwechslungsreichere Fruchtfolgen oder die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Auch Strukturelemente in der Landschaft, wie Hecken und Säume können zur Förderung der Biodiversität beitragen.

BIO COMPANY: Auch große konventionelle Lebensmittelhändler haben Bio für sich entdeckt. Ist Bio denn gleich Bio?

Prof. Anna Häring: Bioprodukte sind in jeden Fall nach den Richtlinien ökologischen Landbaus in der EU erzeugt. Verbandsstandards (Anm. d. Red.: wie demeter, Biokreis, o.ä.) gehen teilweise über die gesetzlichen Standards hinaus. Jedoch wissen die wenigsten Konsument*innen welche Warenherkunft oder Standards sich hinter den Eigenmarken des Handels verbergen. Regionale Waren oder Erzeugnisse aus handwerklicher Erzeugung finden teilweise leichter den Zugang zum Naturkostfachhandel als größeren Handelsstrukturen.

BIO COMPANY: Sie engagieren sich auch stark im InnoForum Ökolandbau. Was macht dieses Forum?

Prof. Anna Häring: Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde bietet mit dem InnoForum Ökolandbau Brandenburg einen Raum für die gemeinsame Arbeit von Praxis, Forschung und Lehre an Innovationen für die Ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in der Region. Interessierten Unternehmer*innen in der Region bietet das die Möglichkeit eng von der Forschung begleitet zu werden. Studierenden eröffnet es den Blick in die Arbeits- und Lebenswelten der Praxis und die Möglichkeit durch Projektarbeiten zur Bewältigung der Herausforderungen der Praxis beizutragen.