Die Klimakrise und was sie verändert

Wie gehen Bio-Betriebe mit erschwerter Planung durch Trockenheit, Starkregen oder Hagel um und wie werden altbekannte Bauernregeln durch den Klimawandel beeinflusst? Diesen Fragen widmen wir uns in diesem Beitrag.

Die Klimakrise und was sie verändert

Wer trotzt der Krise?

Wie gut Nutzpflanzen mit Wetterschwankungen und Trockenheit zurechtkommen, hängt nicht nur von den Pflanzen selbst ab. Der Dreiklang aus gesunden Böden, nachhaltigen Anbaupraktiken und anpassungsfähigen Pflanzen ist entscheidend.

Welche Rolle spielt der Boden für die Pflanzengesundheit?
Fruchtbare Böden, die Wasser aufnehmen und speichern können, sind das A und O in der Landwirtschaft und die Grundlage für ertragreiche Öko-Pflanzen. Wie die Böden beschaffen sind, hängt unter anderem vom Klima, dem Grundgestein und der Bewirtschaftung ab: Der Idealzustand sind so genannte Schwammböden. Sie sind gut durchlockert und lassen Regenwasser deshalb langsam versickern. Das Bodenleben von Schwammböden ist intakt und versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen.

Was tragen Anbaumethoden zu resilienten Pflanzen bei?
Bio-Landwirtschaft macht die Pflanzen widerstandsfähiger. Dazu trägt im ersten Schritt die Öko-Züchtung bei: Sie setzt hauptsächlich auf nachbaufähige Sorten, damit Biobetriebe eigenständig standortangepasste Hofsorten nachzüchten können. Öko-Sorten sollen stabile Erträge bringen und robuste Pflanzen, die möglichst aus sich selbst heraus mit Krankheiten und schwankenden Umweltbedingungen zurechtkommen.

Im zweiten Schritt stärken Bio-Betriebe die Selbstregulierungsfähigkeiten der Pflanzen mit Methoden wie organischer Düngung, vielfältigen Fruchtfolgen, mechanischen Verfahren zum Unkrautschutz und blühender Bodenbegrünung, die Nützlinge anzieht. Je nach Fläche setzen sie außerdem auf Hecken und Blühstreifen am Ackerrand. Und sie erforschen Methoden zur Klimaanpassung: Sie legen zum Beispiel Sammelgräben an, die helfen, Wasser auf der Ackerfläche zu halten und pflanzen Bäume, die Wasser aufnehmen, mit ihren Wurzeln tiefere Bodenschichten erschließen und das Mikroklima verbessern. Oder erproben den Agroforst-Anbau, kombinieren also den Anbau von Acker- und Gemüsekulturen mit Tierhaltung und / oder Gehölzen, um die Flächen vor Erosion, Austrocknung und Überschwemmungen zu schützen und die Biodiversität zu fördern.

Welche Pflanzen sind geeignet für die Landwirtschaft der Zukunft?
Auch hierzulande müssen sich Pflanzen an veränderte klimatische Bedingungen anpassen, vor allem an Dürrezeiten und Hitze. Entscheidend ist, in welcher Wachstumsphase die Trockenheit auftritt – kurz nach der Aussaat oder Auspflanzung vertragen Pflanzen Wassermangel generell nicht gut, er wirkt sich dann negativ auf die Erträge aus. In späteren Wachstumsphasen kommen allerdings einige Pflanzen zumindest eine Zeit lang mit Dürre zurecht. Dazu gehören Hafer, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Dinkel, Leindotter, Buchweizen, Luzerne, Gerste, außerdem Wurzelgemüse und Fruchtgemüse wie Kürbis und Zucchini sowie Obstgehölze, die gleichzeitig bei heimischen Insekten beliebt sind.

Gartenklimafitness

Seit einigen Jahren schon sind die Auswirkungen der Klimakrise unmittelbar spürbar. Im Sommer kommt es immer wieder zu Rekordtemperaturen und auch Starkregen, Stürme und milde Winter sind keine Seltenheit mehr. Aber wie wirkt sich der Klimawandel auf den eigenen Garten aus?

Auch wenn die Gartensaison im Frühjahr zeitiger beginnt und im Herbst länger dauert – worüber sich Gärtner*innen freuen dürften – überwiegen die negativen Auswirkungen, die der Klimawandel mitbringt, auch im heimischen Garten. Die Unwetter häufen sich und viele Pflanzen stecken die Veränderungen nicht gut weg. Am leichtesten haben es Pflanzen aus den Mittelmeerländern, weil sie mit langer Trockenheit und Hitze gut zurechtkommen. Besonders schwer haben es dagegen Bäume mit hohem Wasserbedarf, beispielsweise Eschen, Fichten und Birken.

Nicht nur Unwetter, sondern auch Schädlinge häufen sich durch die Erderwärmung und Wetterumschwünge. Neue Insektenarten werden heimisch und befallen den Garten, gleichzeitig können sich bereits existierende Schädlingsarten, wie zum Beispiel die Blattlaus, durch den ausbleibenden Frost im Winter stärker ausbreiten.

Zum Glück sind aber nicht alle klimatischen Veränderungen schlecht. Die Anbauzeiträume für Gemüse verschieben sich zum Beispiel lediglich. Wenn man darüber Bescheid weiß, kann man leicht umplanen – und früher aussäen und einpflanzen.

Salat kann man heute sogar bis November anbauen und auch neue Sorten, die ein warmes Klima mögen, können jetzt einen Platz im heimischen Garten finden – zum Beispiel Süßkartoffeln. Mit den richtigen Pflanzen- und Gemüsearten kann der Garten also zumindest etwas „klimafit“ gemacht werden.

Bauernregeln – alles nur Unsinn?

Im 17. Jahrhundert wollte Mauritius Knauer einen Kalender erstellen, der bei der Wettervorhersage helfen sollte. Er beobachtete das Wetter über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg und machte davon ausgehend Vorhersagen für die kommenden Jahre. Diese Vorhersagen werden auch als „Bauernregeln“ bezeichnet – aber was ist da eigentlich dran? Und wie werden sie durch den Klimawandel beeinflusst?

Bauernregeln in Zukunft untauglich
Bauernregeln beruhen auf Erfahrungswerten. Diese sind aber vermutlich immer weniger von Nutzen – weil das Wetter aufgrund des Klimawandels immer unvorhersehbarer wird. Plötzliche Wetterumschwünge sind keine Seltenheit mehr – deshalb werden die Bauernregeln wohl in Zukunft untauglich. Anders sieht es mit der Künstlichen Intelligenz aus…

Siebenschläferregel trifft häufiger zu
„Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“ – so lautet die Bauernregel, die sich auf das Datum vom 7. Juli bezieht. Natürlich stimmt sie nicht immer, das ist klar. Die Trefferquote hängt unter anderem von der Region ab. In München trifft die Regel beispielsweise häufiger zu als in Berlin, was auf eine vom Jetstream abhängige Großwetterlage zurückgeführt werden kann, die in dieser Zeit herrscht. Interessant ist jedoch, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Regeln in den letzten Jahren insgesamt gestiegen ist.

Schafskälte immer seltener
Als Schafskälte wird eine Periode im Sommer bezeichnet, in der es häufig noch einmal richtig kühl wird. Zwischen dem 4. und 20. Juni soll es einen Kälteeinbruch geben, was in den Jahren von 1921 bis 1990 tatsächlich in 73 Prozent der Jahre der Fall war. Umso spannender ist es, dass aktuelle Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für die Schafskälte in den letzten 30 Jahren auf 33 Prozent gesunken ist. Diese Entwicklung bringen Expert*innen mit dem Klimawandel in Verbindung.

KI und Wetter
Der Bereich Wettervorhersage scheint wie geschaffen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Unmengen an Daten zu verarbeiten, um darauf basierend Prognosen zu erstellen, das ist die Kernstärke solcher Systeme. Dass das nicht nur Theorie ist, belegen nun Google-Forscher*innen eindrücklich. Unter dem Namen Graphcast hat Googles Deepmind nun eine KI präsentiert, die nicht nur bessere Vorhersagen als traditionelle Systeme liefern soll, sie braucht dafür auch nur einen Bruchteil der Rechenkraft – und somit des Stroms. Die höhere Präzision sowie die gesteigerte Geschwindigkeit haben zudem das Potenzial, rascher und besser auf Extremwetterereignisse reagieren zu können. Also eher KI statt Bauernregeln?

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