„Die Beschäftigten sind in alle Abläufe voll integriert. Eine Produktion mit der Qualität, welche wir
etabliert haben, ist heute ohne sie gar nicht mehr denkbar.“ Reinhard Manger
Es waren einmal viele Landwirte, die auf konventionelle Weise Milch herstellten. Jedoch bekamen sie für ihr Gut immer weniger Geld. Das ärgerte die Bauern, und sie blickten verzweifelt übers Land.
Nicht weit davon lag eine Gemeinde, welche hilfsbedürftigen Menschen Hoffnung gab. Jene Menschen fanden dort Verständnis und eine Beschäftigung. Dennoch hätten sie gern mehr gemacht, was Leckeres zum Beispiel. Aber niemand wusste Rat. Und auch sie blickten ein bisschen bekümmert übers Land. Unweit vom ihnen wiederum gab es einen Ort, an dem alles besser war. Dort hatte man andere Menschen mit Behinderung und Milchwirtschaft zusammengebracht, in Arbeit. Sagenhaft. Da setzten sich die Akteure beider Einrichtungen zusammen, beratschlagten, tauschten sich aus. Und die Hoffnungstaler Gemeinde fasste einen Entschluss: „Ja, wir machen auch in Bio-Milch. Das tut allen gut.“ Gesagt, getan. Jene Bauern stellten um, man baute eine Molkerei und aus Beschäftigten wurden sinnvoll Beschäftigte. Die soziale Milchwirtschaft war geboren. So etwa hat es sich zugetragen. Und jetzt sind wir in der Gegenwart.
In der von Licht durchfluteten Lobetaler Bio-Molkerei arbeiten 24 körperlich, geistig Behinderte zusammen mit sechs Angestellten. Sie produzieren Joghurt, Ayran, saure und süße Sahne – alles aus Biomilch. Gemeinsam steht die eingespielte Gruppe an der Abfüllmaschine und nimmt, voll konzentriert, den Joghurt entgegen. Diesen gibt es in Natur und Frucht, dazu mit Sahne, aber immer ganz und gar ohne Aromen. Jene Mitarbeiter, die besonders engagiert sind, helfen sogar beim Einrichten der Abfülltechnik, selbstständig. Und Besucher der Lobetaler Bio-Molkerei können bei allen Abläufen zusehen, durch die gläsernen Wände. Der Betrieb ist klein, aber Teil eines großen Ganzen: der Hoffnungstaler Anstalten, einer diakonischen Einrichtung, in der knapp 1000 behinderte Menschen beschäftigt sind. Ziel ihrer Arbeit ist die Ausbildung und Eingliederung in den normalen Arbeitsalltag – wobei die schönste Anerkennung für alle Beschäftigten zufriedene Kunden sind.
Gründungsjahr des Unternehmens
bis zu unseren Berliner Märkten
Aber nicht nur die Herstellung ist hier anders als sonst, auch in der Verpackung steckt etwas Besonderes, wie Reinhard Manger, Bereichsleiter der Molkerei, erklärt. Die mit zwei Preisen prämierten Becher bestehen zu über 50 % aus Kreide, weshalb dafür nur halb so viel Erdöl benötigt wird. Auch Farbe wird gespart, weil das Gesteinsmehl für eine weiße Grundfärbung sorgt.
Manger ist auf einem Schwarzwälder Milchviehhof groß geworden, hat Agrarwissenschaften studiert und arbeitet seit 20 Jahren in der ökologischen Vermarktung. Ein lebensfroher, pragmatischer Macher, der mit seiner Familie in Brodowin lebt. Er wurde nachdenklich, als der kleine, elterliche Betrieb in den 90ern aufgegeben werden musste, wegen des ‚Strukturwandels‘. Damit war der Weg für ihn klar: ökologisch, menschlich, zurück zu den konkreten Dingen. Ein Beispiel dafür: der 500g-Naturschutzbecher mit purem Joghurt. Beim Kauf eines jeden unterstützen wir mit drei Cent verschieden Projekte im Barnimer Umland, etwa die Wiedereinrichtung von Waldwiesen, in denen jetzt wilde Pferde und Rinder grasen. So kommt ein Stückchen Ursprünglichkeit zurück in unsere Kulturlandschaft. Und alles wird ein bisschen besser, als es ganz, ganz früher war.