Liebe Landfreunde,
alles ruht. Die Felder von Brodowin liegen weit und still. Bäume, Hecken, Seen schlafen – genau wie viele der Tiere. Alle übrigen lassen es langsam angehen; zum Beispiel unsere Kühe. Ihr Atem bildet in der kühlen Luft kleine Wölkchen. Die Bewegungen sind gemächlich. Auch wir nutzen diese stille Zeit zur Einkehr und zur Würdigung dessen, was uns gegeben ist: jener wertvollen Früchte der Landwirtschaft. Wie unsere Vorfahren wollen wir nichts davon verschwenden – gemeinsam mit Berlin.
Ich bin in einer Zeit groß geworden, als alles immer mehr wurde: Produkte, Verpackungen, Müll. Es kamen Zweifel auf, ob wir da den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Und auf jene Zukunftsfragen habe ich mittlerweile gute Antworten gefunden, sowohl in vergangenen Generationen als auch in den Ursprüngen unseres Uckermärker Ökodorfs. Heute kann man sagen, dass wir hier in Brodowin tatsächlich geschafft haben, was sich die Gründerväter vorgenommen hatten: unsere Natur zu erhalten, im Einklang mit ihr zu wirtschaften, eine Gemeinschaft zu etablieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Die Anzahl der Menschen, die uns dabei begleiten, wächst weiter. Und auch wir wollen noch weiter gehen. Dabei sind uns die Kleinbauern aus alter Zeit ein großes Vorbild, denn sie produzierten so gut wie keinen Abfall. Alles wurde genutzt. Wir versuchen, es ihnen gleichzutun.
Einen Meilenstein auf diesem Weg konnten wir gemeinsam mit der BIO COMPANY setzen, in Hinblick auf die Milchwirtschaft: Das Leben einer Kuh währt ja nicht ewig. Unverantwortlich wäre es aber, diese riesigen Nutztiere mit dem Rückgang ihrer Milch einfach abzuschreiben. Daher verwenden wir das Fleisch vor Ort für die Brodowiner Salami, kochen aus den Knochen Brühe für Hofladen und Klostercafé. Ohne die Abnahme der guten Wurst durch die BIO COMPANY hätten wir dieses Konzept niemals umsetzen können. Unsere Unternehmen sind in ihrem Streben daher sehr verbunden. So wie der Berliner Markt ganz vorbildlich Müll vermeidet, auf Plastiktüten verzichtet, Energie spart; so versuchen wir hier draußen, das Gegebene bestmöglich zu nutzen. Gleichsam mit unseren Hühnern und Ziegen: Auch diese dienen nach der Ei- und Milchabgabe als wertvolle Nahrungsquelle – vor allem natürlich für Gerichte vor Ort, aber auch zu besonderen Anlässen wie dem Heldenmarkt oder der Grünen Woche. Solche Gelegenheiten möchte ich nutzen, um mich ganz herzlich für Ihr Mitwirken und Ihre Treue zu bedanken. Mit dem Wissen um den ganzheitlichen Ansatz, der von so vielen Menschen getragen wird, schmecken unsere Brodowiner Produkte sogar noch ein bisschen besser. Denn jede einzelne, gute Frucht der Natur verdient unsere Wertschätzung und unseren Genuss.
Mit winterlichen Grüßen
Ihr Ludolf von Maltzan
Ökodorf Brodowin, Weißensee 1 , 16230 Chorin OT Brodowin, www.brodowin.de
Veröffentlicht am 11. Januar 2017