Eine kleine gelbe Tomate hat Großes vor: Sie möchte biologische Vielfalt schützen, großen Agrarunternehmen ein Schnippchen schlagen und die Unabhängigkeit von Landwirten und Gemüsezüchter/innen erhalten. Denn die leuchtende Cocktail-Tomate Sunviva hat eine Open Source Lizenz. Das bedeutet, dass diese Sorte dauerhaft frei bleibt. Sie darf weder patentiert noch unter Sortenschutz gestellt werden. Ihr Saatgut darf hingegen von allen frei genutzt und weiterentwickelt werden. Wissenschaftler/innen vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Universität Oldenburg bieten die Tomate nun in einer Filiale der BIO COMPANY in Berlin-Kreuzberg an.
Warum eine Open Source-Lizenz für Gemüse?
Die Lizenz ist eine Antwort auf die Missstände in der Landwirtschaft. Bis ins 20. Jahrhundert war Saatgut ein Gemeingut und gehörte jedem und jeder. Weltweit entwickelten Bauer/innen neue Pflanzensorten und tauschten Saatgut untereinander. Heute sind viele Pflanzen durch Sortenschutz oder Patente zu Firmeneigentum geworden. Drei große Agrarkonzerne bestimmen fast 60 Prozent des weltweiten Marktes für Saatgut. Die Open Source-Lizenz schützt Pflanzensorten vor der Vereinnahmung. Die Lizenz wurde im letzten Jahr veröffentlicht und wird von der Initiative OpenSourceSeeds vergeben.
Open Source-Lizenzen für die Artenvielfalt
Im großflächigen landwirtschaftlichen Anbau werden immer weniger Sorten mit besonders hohen Erträgen eingesetzt. In den letzten 100 Jahren sind daher rund 90 Prozent der Sorten unserer Kulturpflanzen verloren gegangen. Doch weil sich etwa die Klimabedingungen verändern, ist eine große Nutzvielfalt wichtig – damit die Erträge auch unter widrigen Bedingungen stabile bleiben. Die Open Source-Lizenz lädt Pflanzenzüchter/innen ein, eine große Vielfalt an Sorten zu entwickeln und zu erhalten.
Die erste Open Source-Tomate Sunviva wird ein Zeichen setzen. Je mehr Menschen ihre Bedeutung und Ziele kennen und unterstützen, desto mehr wird sie ihre Wirkung entfalten. Viele Open Source-lizensierte Pflanzensorten werden folgen und vielleicht werden Kund/innen in einigen Jahren wie selbstverständlich beim Einkauf auf ein Open Source-Zeichen achten. Dann hätte die kleine Tomate ihren Auftrag erfüllt.
Probiert die Tomate mit Open Source-Lizenz
Im Juli und August könnt Ihr die Tomate in der BIO COMPANY Filiale in der Yorkstraße in Kreuzberg probieren und erwerben. Wissenschaftler/innen des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Universität Oldenburg vom Forschungsprojekt RightSeeds laden euch dort auch zu einer kurzen Befragung ein: Was denkt ihr über die Open Source-Lizenz für Saatgut? Die Sunviva Tomate wird dafür von zwei ökologischen Fachbetrieben – der Domäne Dahlem in Berlin und dem Ökohof Kuhhorst angebaut und für einige Tage in der Filiale angeboten.
Die genauen Daten der Aktion sind:
Übrigens könnt ihr das Saatgut der Sunviva-Tomate bei CULINARIS – einer Initiative für ökologisches Saatgut – auch bestellen. Die OpenSource-Tomaten schmücken jeden Balkon oder heimischen Garten!