Nicht alles kann unverpackt bleiben. Doch ökologisch unbedenklichen Plastik-Ersatz zu finden, ist oft noch schwierig und kostspielig. Aber nicht unmöglich, wie immer mehr Start-ups beweisen.
Kunststoff-Alternativen müssen nicht nur verpackte Lebensmittel gut schützen. Sie sollen auch die Vorzüge von Plastik haben: leicht, beständig, in großer Formenvielfalt zu verarbeiten. Was hier aber vor allem zählt, ist die Nachhaltigkeit der eingesetzten Materialien. Sie ist die größte Herausforderung.
Bio-basierte Verpackungen aus Mais, Zuckerrohr und anderen Pflanzen sind deshalb keine Allheillösung, warnt der „Plastikatlas“ des BUND: Sie verbrauchen viel Ackerfläche, Zuckerrohr wird in umweltschädlichen Monokulturen angebaut und Mais noch dazu oft gentechnisch verändert. Noch ist der Anteil bio-basierter Kunststoffe gering. Doch je mehr er steigt, desto drängender stellt sich die Frage, ob „Bio-Plastik“ den Wettbewerb um Agrarflächen anheizen darf – und damit Wasserknappheit, Verwüstung und Artensterben verschlimmert und mit der Nahrungsmittelerzeugung konkurriert.
Bio-abbaubare Verpackungen versprechen, so kritisiert der BUND, „einen nachhaltigen Kreislauf“, lösen das aber nicht ein, weil sie zu langsam verrotten und häufig nicht zu 100 % aus abbaubaren Stoffen bestehen. Aus den meisten Kompostieranlagen werden sie deshalb aussortiert und verbrannt, auf dem heimischen Kompost bleiben Fetzen im Humus zurück.
Alternativen ohne Ressourcenübernutzung bieten mehrere Start-ups: Bio-Lutions aus Hamburg fertigt aus rein mechanisch bearbeiteten Ernteabfällen kompostierbares Bio-Einweggeschirr und Verpackungen. Das britische Unternehmen Notpla nutzt Seetang und Kalzium für die – sogar essbare – Verpackung von Flüssigkeiten. Ecovative Design aus den USA ersetzt Styropor für den Lebensmittelversand durch Pilze, die Bio-Abfälle umwandeln. Landpack aus Bayern nutzt dafür Stroh aus Ernteresten. Die Gründerinnen von Arekapak ließen sich in Indien von Markthändlern inspirieren und bieten nachhaltige Verpackungen aus Palmblättern (siehe Abbildung: Bild aus einer Studie von Arekapak zu Verpackung auf Palmblattbasis). Und die aus Rest- und Abfallhölzern produzierte Repaq-Zellulose des Unternehmens Superseven aus Schleswig-Holstein ist laut Angaben der Gründer die erste komplett biologisch kreislauffähige Folie.
Reduce, reuse, recycle bleibt neben diesen Innovationen das wichtige Credo – denn die nachhaltigste und ökologischste Verpackung ist die, die nicht neu produziert werden muss.
Veröffentlicht am 19. August 2020