Der EU-Beschluss steht: 2030 soll der Pestizideinsatz auf Europas Äckern halbiert sein. Selbst wenn dies in Deutschland zu realisieren wäre, woran Ökoverbände zweifeln: Der Aktion „Ackergifte? Nein danke!“ reicht Halbierung nicht.
Toter Boden, vernichtete Bestäuber-Insekten und verschwundene Feldvögel sind nur einige Folgen des Cocktails aus über 400 Agrarchemikalien. Dazu kommen belastete Gewässer, Futterpflanzen und Nutztiere. Und hochwirksame Chemikalien, die wir direkt über Atemluft, Trinkwasser und Nahrungsmittel aufnehmen.
Der logische Schluss aus diesen Fakten: Sofort aufhören mit der Vergiftung der Lebensgrundlagen! Stattdessen die Debatte fortzusetzen über Grenzwerte oder die Halbierung innerhalb von weiteren zehn Jahren, in denen es so weiter gehen darf wie bisher, ist schlicht verantwortungslos.
Auch, weil Biobauern und Biobäuerinnen seit Jahrzehnten beweisen, dass sich ohne Gift „enkeltauglich“ und zugleich wirtschaftlich ackern lässt.
Wieso dennoch über 90 % aller konventionellen Landwirte dem nachhaltigen Beispiel ihrer Biokollegen und Biokolleginnen nicht folgen? Und sowohl die Landwirtschaftsministerin als auch die Verbände beim Thema Pestizideinsatz auf der Verbotsbremse stehen? Die Züricher Agrarökologin Angelika Hilbeck hat das kürzlich in einem Interview mit jahrzehntelang aufgebauten und von der Politik tolerierten Abhängigkeiten erklärt. Monsanto, Bayer & Co hätten inzwischen ein „Kompletttechnologiepaket“ aus Hybridsaatgut, Agrarchemie, Gentechnik und nun auch noch Digitalisierung geschnürt. Diejenigen, die dem „Mantra der Effizienzsteigerung“ seitens dieser Angebote glaubten, landeten damit in der Einbahnstraße. „Sie können gar nicht mehr anders als zu spritzen, spritzen, spritzen“, sagt Hilbeck.
Den Ausweg aus der Sackgasse, den oft hochverschuldete konventionelle Landwirt*innen allerdings nicht ohne nennenswerte staatliche Unterstützung beschreiten könnten, weist der Ökolandbau. Deswegen fordert die Aktion „Ackergifte? Nein danke!“ nicht 50 %, sondern Null Toleranz für Pestizide und den ökologisch nachhaltigen Umbau unseres gesamten Anbausystems. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema Ackergifte sind übrigens seit dem 29. September 2020 hier zu finden:
Veröffentlicht am 07. Oktober 2020