Liebe Leser*innen,
ach, Frühling: Die Natur erblüht, die Tage werden länger, Mütze und Schal wandern in den Schrank, überall summt und brummt es... oder? Leider nein. Immer mehr Insektenarten landen auf der Roten Liste, ihr Sterben schreitet voran. Es brummt und summt alarmierend wenig, und deshalb blüht es auch weniger.
Das Bestäuben von Blüten ist eine unersetzbare Ökosystemleistung, die Insekten für uns erbringen. Wollte man ein Preisschild daran hängen, stünde darauf: jährlich mehrere Milliarden Euro allein in Deutschland. Denn geschätzt 90 Prozent aller Blütenpflanzen, darunter zahlreiche Nutzgewächse, sind auf Bestäubung angewiesen. Auch unsere Ernährungssicherheit steht also in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Insektensterben. Beängstigende Kaskadeneffekte drohen, weil Ökosysteme komplexe Gemeinschaften sind. Die direkten und indirekten Abhängigkeiten der Lebewesen untereinander gehen weit über „Zilpzalp frisst Weiße Fliege“ oder „Biene bestäubt Bohnenpflanze“ hinaus.
Der Hauptauslöser der misslichen Lage ist bekannt, belegt und menschengemacht: die intensive Landwirtschaft mit Überdüngung, Monokulturen und Ackergiften. Eine aktuelle NABU-Studie zeigt: Wenn Naturschutzgebiete an Ackerflächen grenzen, bieten selbst sie Insekten nicht genügend Schutz. Chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel vergiften auch umliegende Areale. Bisherige politische Maßnahmen wie das Insektenschutzgesetz reichen nicht, denn Ackergifte lassen sich schlichtweg nicht nachhaltig nutzen.
Wir brauchen deshalb eine Agrarwende, die komplette Abkehr von Pestiziden, mehr Forschung zu ökologischen Anbaumethoden und Aufklärung über zukunftsfähigen Landbau. Klingt viel? Ist es auch. Doch als Vorstand des Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft und Geschäftsführer der BIO COMPANY bin ich zuversichtlich: Wir sind auch viele und können das zusammen schultern.
Gemeinsam für das Summen und Brummen!
Ihr Boris Frank
P.S. Mehr zum Monatsthema finden Sie wie immer in unserem Kundenmagazin und auf unseren Online-Kanälen.
Das Artensterben aufhalten, die Agrarwende fördern, die Ernährungssicherheit künftiger Generationen sichern: Diesen Zielen widmet sich das Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft. Die BIO COMPANY ist Gründungsmitglied, Geschäftsführer Boris Frank gehört zum Vorstand. Gemeinsam mit vielen weiteren Bio-Hersteller*innen, Naturkost-Fachhändler*innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen initiiert das Bündnis Forschung über Ackergifte, schafft Dialog-Plattformen und informiert Konsument*innen über die Öko-Landwirtschaft und Möglichkeiten, sich für sie einzusetzen.
Veröffentlicht am 01. März 2023