Kolumne April

Von Klima-Gefühlen & Kipppunkten

Liebe Leser*innen,

„eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist derzeit nicht plausibel“, diese Meldung von rund 60 Hamburger Sozial- und Naturwissenschaftler*innen rumort seit Wochen in meinem Kopf. Rein physikalisch wäre es durchaus noch möglich, die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Doch der dafür nötige politische und soziale Wandel dauert zu lang.

Diskussionen darüber, ob Wissenschaft und Medien „zu alarmistisch“ kommunizieren und unnötig Panik schüren, gehen mir deshalb gehörig auf die Nerven. Nein, das tun sie nicht! Denn erstens stehen wir vor einer beispiellosen Krise. Deren Folgen – Dürren, Waldbrände und Insektensterben, um nur drei zu nennen – spüren wir längst im Alltag. Zweitens zeigt sich, dass wir, anders als lange angenommen, unser Verhalten eher ändern, wenn wir die Fakten in all ihrer furchteinflößenden Tragweite ungeschönt erfahren. Und parallel dazu: Lösungen.

Also zunächst der furchteinflößende Part: „Wir sind nicht mal in Ansätzen auf dem richtigen Pfad“, sagt Soziologin Anita Engels, die die Hamburger Studie geleitet hat. Und die Lösung? Vielleicht könnten es Kipppunkte sein. Damit meine ich nicht das Auftauen der Permafrostböden oder das Schmelzen der Antarktis, sondern soziale Kipppunkte, die klimafreundliches Verhalten beschleunigen. Als Herdentiere orientieren wir uns unbewusst vor allem an den Menschen um uns herum. Und das ist vielversprechend: Laut Studien reicht nämlich bereits eine kritische Masse von etwa einem Viertel der Bevölkerung, um neue, klimafreundliche Konventionen einzuführen.

„Einführen“ bedeutet dabei nicht nur, die nötigen Fakten zu kennen, sondern vor allem, Klima-Vorbilder im Umfeld zu sehen und sich über die Krise und die eigenen Gefühle dazu auszutauschen. Wir bei BIO COMPANY sind seit unserer Gründung überzeugte Ökos, und natürlich überwältigen uns die Fakten manchmal genauso wie alle anderen auch. Doch gerade dann besinnen wir uns bewusst darauf, die sozial-ökologische Wende aktiv mitzugestalten. Als heilsamen Nebeneffekt spüren wir dadurch unsere Wirkmächtigkeit. Es macht nicht nur aus psychologischer Sicht sehr wohl einen Unterschied, was Einzelne tun: Hätten Sie vor fünf Jahren gedacht, dass eine sechzehnjährige Schwedin das Gesicht einer globalen Klimabewegung werden kann? Versuchen wir es. Zusammen.

Herzlich

Ihr Boris Frank

Mehr zum Fokusthema im April gibt es im aktuellen Kundenmagazin in unserem Markt oder online.

Psychologists for Future

Als Teil der „For Future“-Bewegung bringt diese Gruppe von Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen seit 2019 ihr Fachwissen in die Klimadebatte ein. Die Beteiligten überlegen zum Beispiel, wie sich klimafreundliches Verhalten fördern lässt. Sie geben Tipps, wie wir mit Klimagefühlen wie Angst, Hoffnungslosigkeit und Schuld umgehen können und welche emotionale Unterstützung Klima-Engagierte brauchen. Als Hauptziel definieren die Psychologists for Future die „Förderung von Klimaresilienz, sowohl individuell als auch gesellschaftlich“. Die Psychologinnen Lea Dohm und Mareike Schulze haben den Verein gegründet.

Die beiden Gründerinnen der „Psychologists for Future“ haben ein lesenswertes, weil ermutigendes Buch zum Thema geschrieben. Hier gibt es 3 Exemplare zu gewinnen: Einfach bis zum 01.05.23 eine Mail mit dem Betreff „Klimagefühle“ an gewinnspiel@biocompany.de senden. Zu den Teilnahmebedingungen.