Anfangs sind Ökobauern und Importeure, die fairen Handel trieben, getrennt marschiert. Lange hat ein Fair-Handels-Siegel etwa bei Kaffee, Schokolade oder Orangensaft vor allem eine bessere Einkommenslage für die Produzenten vor Ort bedeutet, während ökologische Kriterien nicht unbedingt zu den Zertifizierungsvoraussetzungen zählten. Dafür waren faire Löhne und gerechte Erzeugerpreise für die Anforderungen des Biolandbaus kein Thema.
Natürlich existieren zwischen ökologischen und sozialen Fragen enge Verbindungen und Wechselwirkungen. Die anhaltende Diskussion um Nachhaltigkeit macht das immer wieder deutlich. Aus naheliegenden Gründen gibt es zudem manche Überschneidung bei den Kriterien für Bioprodukte und fair Gehandeltes. Und schließlich empfinden auch viele Verbraucher Ökoproduktion und Fairen Handel als zusammengehörig.
Tatsächlich haben diese beiden Aspekte der Nachhaltigkeit inzwischen in vielen Initiativen zusammengefunden, deren Produkte nun beide Siegel tragen. Das ist gut so, vor allem bei Lebensmitteln wie Reis, Kakao oder Bananen, die nicht bei uns wachsen und bei denen wir die Gewähr haben wollen, dass weder die Umwelt noch die Produzenten der Herkunftsländer für unfair billiges Essen bei uns ausgebeutet werden.
Trotzdem sollte sich niemand blind auf beliebige Siegel verlassen. Jede sinnvolle und notwendige Gemeinwohlinitiative, mit der sich Geld verdienen lässt, kann prinzipiell auch von Betrügern missbraucht (angebliches Biogemüse seitens der italienischen Mafia!) oder von großen Unternehmen ausgenutzt werden, die mit Minimalversionen von Ökostandards oder fairem Handel hauptsächlich den eigenen Profit mehren. Wenn beispielsweise kleine Kaffeebauern dabei zwar etwas mehr verdienen als andere Kleinproduzenten ihrer Region, der angeblich leistungsgerechte Lohn aber dennoch nicht für einen angemessenen Lebensstandard in der eigenen Heimat reicht, wo bleibt da die Fairness?
Es lohnt sich also immer, zu hinterfragen, was wirklich an den verschiedenen Stationen der sogenannten "Wertschöpfungskette" geschieht, wer davon profitiert und wer das Nachsehen hat. Genau deshalb ist die BIO COMPANY Mitglied der Initiative "fair®ional"des Märkischen Wirtschaftsverbundes: weil Fairness im wirtschaftlichen Miteinander auch für Bioproduzenten gelten muss, an die üblicherweise kein Fair-Handels-Siegel vergeben wird.
Denn es ist zweifellos fair, Kaffeeproduzenten in Brasilien gerecht zu entlohnen. Wer Bio-Milchkaffee jedoch als wirklich nachhaltiges Qualitätsprodukt genießen will, muss dafür auch die heimischen Milchbauern angemessen bezahlen!
Es grüßt Sie herzlich Ihr Georg Kaiser.