Nachhaltigkeit wird oft als Innovation verkauft. Für die Biowelt ist sie allerdings schon lange selbstverständlich. Hier geht es eher ums Bessermachen des Ursprünglichen. Beispiele dafür, wie ökologische Produktion weitergedacht werden kann, gibt die Gläserne Molkerei. Als regionaler Biobetrieb realisiert sie Innovation entlang ihrer gesamten Produktionskette – seit über 20 Jahren.
Raffinesse beginnt beim Winterfutter für die wohlschmeckende Heumilch – eine Spezialität, die besonders reich an Omega-3-Fettsäuren ist. Anstatt das geschnittene Gras lange liegen zu lassen, verlagern Höfe einen Teil der Trocknung in ihre Scheunen: Dort wird warme Luft unter dem Dach abgesaugt und ins Heu geblasen. Das macht die Erzeugung nicht nur wetterunabhängiger, sondern auch besser. Denn Kräuter, die sonst beim Heuwenden herausfallen, bleiben so im Futter. Bedeutet: reichhaltigere Ernährung für die Kühe und gleichzeitig aromatischere Produkte, z. B. der feine Heumilchjoghurt.
Modernste Technologie ermöglicht Tieren ein artgerechteres Leben: Immer mehr ökologische Milchbetriebe setzen daher auf digitalisierte Melk- und Füttersysteme. Wo der Alltag sonst von festgelegten Abläufen geprägt ist, kann die Kuh nun selbst bestimmen, an welche Orten sie sich aufhält, wann sie wie viel isst und Milch abgibt. Über einen Transponder ruft jedes Tier seine Mahlzeiten ab, aktiviert den Melkroboter oder öffnet das Tor zur Weide.
Die Gläserne Molkerei arbeitet mit Forschenden wie dem Bio-Versuchsbetrieb Lindhof der Universität Kiel zusammen. Sie stellen Experimente zur Reduktion von Treibhausgasen in der Landwirtschaft an oder dazu, wie sich das Tierwohl weiter steigern lässt. Neue Methoden gibt die Molkerei dann als Anregungen an ihr gesamtes regionales Netzwerk weiter.
Moderne Biobetriebe automatisieren Manufaktur-Prozesse: wie früher, nur ohne mühevolle Handarbeit. Die Wiese7-Spezialitäten von der Gläsernen Molkerei beispielsweise bilden traditionelle Schweizer Käsereikunst ab, vor Ort in Brandenburg. Über Wochen oder Monate reifen Laibe auf Rotfichtenbrettern, werden immer wieder gewendet und sorgfältig mit hauseigenem Kräutersud affiniert – von einem Roboter, wie von Wunderhand.
Dank fortschrittlicher Anlagentechnik kann die Molkerei verschiedenste Milchsorten anbieten: natürlich aufrahmende Heumilch, traditionelle oder mikrofiltrierte Frischmilch und leckere H-Milch – hergestellt in einem aromaschonenden Unterdruckverfahren. Hinzu kommen eigene Neuentwicklungen wie der komplett zusatzstofffreie Fruchtjoghurt aus nur drei Zutaten, deutschlandweit der erste seiner Art. Oder – ganz aktuell – ihr Bio Proteinjoghurt, der mit 0,2 % Fett so cremig schmeckt wie eine Vollfettvariante.
All dies erfordert viel Zeit, Sorgfalt, Know-how und Erfindergeist. Aber der Aufwand lohnt sich – für die Qualität, für die Tiere, für die Umwelt.
Veröffentlicht am 04. Oktober 2021