Bald ist es wieder soweit: Mit Schultüte und großen Augen sehen tausende Berliner Kinder ihrem ersten Schultag entgegen. Sie werden wie alle Erstklässler von der Hoffnung begleitet sein, ihr Schulweg möge sie umfassend bilden und für ihr späteres Leben fit machen. Auch in Punkto Ernährung, versteht sich! Wobei hierbei kein Zusatz so oft auftaucht wie das Wörtchen „gesund“.
Wer sich mit Ernährungsbildung auskennt, horcht auf bei dieser Wortwahl. Erfahrungsgemäß beeindruckt der Hinweis, eine Speise oder ein einzelnes Lebensmittel sei gesund, Kinder wenig und selten positiv. Allemal, wo der Genusswert nicht überzeugt, führt auch die eindringlichste Beschwörung eines gesundheitlichen Nutzens nicht zum angestrebten Bildungsziel.
Sollen Kinder lieben lernen, was sie zu essen bekommen, müssen andere Wege beschritten werden. Muss der nährende Stoff selbst seine Wirkung entfalten dürfen, in Kitaküchen und Schulgärten, beim gemeinsamen Säen, Ernten, Kochen und Essen. Wer hier der Praxis den Vorzug gibt, bekommt die vielfältigen Lerneffekte, die das in aller Regel mit sich bringt, quasi gratis mit dazu.
Kinder lernen, während sie essen, sagt auch der dänische Sozialpsychologe Per Schultz Jørgensen. Und weil dies so ist, sollte das, was sie dabei lernen, als positive Erinnerung weit in ihre Zukunft reichen können. Mahlzeiten gemeinsam zuzubereiten und zusammen zu essen, birgt genau die richtigen erzieherischen Chancen dafür: Kinder können am Vorbereiten und Kochen unmittelbar teilhaben, sie können die Speisen schön angerichtet ihrer Familie oder Klassenkameraden servieren. Dabei lässt sich auch lernen, einander Essen anzubieten, abzuwarten, bis alle versorgt sind, zu teilen und zu probieren. Alles Anforderungen, die Charakterbildung und soziales Miteinander fördern, einfach durch gemeinsames Kochen und Essen!
Kochen systematisch als ebenso spannendes wie lehr- und genussreiches Gemeinschaftserlebnis organisiert in Berlin zum Beispiel die Berliner Tafel mit ihrem KIMBAmobil.
Ihre Erfahrung: Kinder frühzeitig aktiv in der Küche mittun zu lassen, hat für alle Beteiligten Vorteile. Kinder profitieren außerordentlich, wenn sie – auf Augenhöhe mit den erwachsenen Köchinnen und Köchen – mitarbeiten dürfen.
Unterricht dieser Art fördert nicht allein das Sozialverhalten, aktuell und auf lange Sicht! Kinder entwickeln so zugleich spielend gutes Essverhalten, finden ihren individuell bedarfsgerechten Stil, gewöhnen sich Tischmanieren und Hilfsbereitschaft an. Überdies lernen sie, die Herkunft und Erzeugung ihrer Lebensmittel zu hinterfragen und Qualitätsunterschiede zu beurteilen. Nicht zuletzt auch, die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden und nachhaltig Verantwortung für den eigenen Konsumstil zu übernehmen.
Veröffentlicht am 07. Juli 2019