Pestizide in Nahrungsmitteln, vergiftete Böden und aussterbende Insekten. Die Folgen von Ackergiften in der Landwirtschaft sind nicht auf den allerersten Blick zu sehen, aber umso gravierender für alle. Denn Pestizide bleiben nicht da, wo sie eingesetzt wurden. BIO COMPANY und andere Bio-Hersteller und Händler haben sich im „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ zusammengetan, um dem Problem zu begegnen. BIO COMPANY spricht mit Initiator Johannes Heimrath.
BIO COMPANY Herr Heimrath, was ist denn eigentlich das Problem an Pestiziden, Herbiziden und Co? Sollen sie den Landwirten nicht helfen, eine gute Ernte zu bekommen?
JOHANNES HEIMRATH Diese Stoffe sind tödliche Gifte gegen eine Vielzahl von Lebewesen, die dem Menschen angeblich die Nahrung streitig machen. Insekten, Pilze und Bakterien bilden aber das nährende Lebensumfeld auch der Pflanzen, von denen wir Menschen leben. Ein industrieller Reinsaat-Acker ist kein natürliches Biotop, sondern extrem artenarm. Das begünstigt die Ausbreitung sogenannter Schädlinge. Um dennoch ernten zu können, vergiftet man alles unerwünschte Leben auf dem Feld. Das gleicht einem Menschen, der glaubt, nur durch ständige Zufuhr von Antibiotika gesund bleiben zu können.
BIO COMPANY Wie konnten Sie nachweisen, dass die Ackergifte sich auch dort ausbreiten, wo sie nicht hingehören?
JOHANNES HEIMRATH Wir haben landesweit die Rinde von Bäumen untersucht. In der äußersten Schicht verfangen sich wasser- und fettlösliche Moleküle und feinste Staubteilchen. Wir sind überall fündig geworden, auch in Naturschutzgebieten und sogar mitten in Stadtparks. Wir wissen jetzt: Mehr als 100 Wirkstoffe aus Ackergiften verbreiten sich tatsächlich flächendeckend, sogar ein Feststoff wie das Salz Glyphosat! Wir atmen diese Gifte in kleinsten Mengen ständig ein.
BIO COMPANY Was werden die nächsten Schritte in der Ackergift-Forschung sein und was wird dafür benötigt?
JOHANNES HEIMRATH Wir brauchen eine große Datenbasis, um den Beweis einer flächendeckenden Ausbreitung von Pestizid-Wirkstoffen unangreifbar zu machen. Das soll nun die Studie „Verfrachtung von Ackergiften 2019“ leisten. Damit werden wir das Zulassungsverfahren in der EU in Frage stellen: Ohne ein umfassendes Luftgütemonitoring soll kein Wirkstoff mehr zugelassen werden.
BIO COMPANY Was tut das „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ und wie kann man als Endkunde etwas für eine Landwirtschaft ohne Ackergifte tun?
JOHANNES HEIMRATH Zum ersten Mal erheben Bio-Unternehmen ihre Stimme gegen den Ackergifte-Wahn. Die Bündnispartner stehen für über 12.000 Arbeitsplätze und versorgen Millionen Menschen mit gesunden Lebensmitteln. Doch wenn die industrielle Landwirtschaft so weitermachen darf, gibt es bald kein „Bio“ mehr! Jeder Kassenzettel ist ein Wahlschein: Bio-Kund*innen sollten entschieden den Umstieg auf eine enkeltaugliche Landwirtschaft fordern, mit Nachbarn und Landwirten sprechen, oder den Aufkleber mit dem „Ackergifte? Nein danke!“-Logo überall verbreiten. Und sie können natürlich im Oktober gezielt die ausgewählten Produkte zur Unterstützung der Kampagne kaufen.
Als BIO COMPANY Kund*in kann jetzt jeder etwas für die enkeltaugliche Landwirtschaft tun. Mit dem Kauf von Aktionsprodukten finanziert ein Bündnis aus Naturkost-Händlern ein Pestizid-Monitoring auf deutschen Äckern.
40.000 Tonnen Ackergifte setzt die konventionelle Landwirtschaft jährlich auf Feldern ein. Viele dieser Gifte belasten den umliegenden Lebensraum und sind erwiesenermaßen gesundheitsschädlich. Das Problem: Der unabhängige wissenschaftliche Nachweis fehlt.
Ein Bündnis, unterstützt von den Bio-Händlern BIO COMPANY, ebl-Naturkost, SuperBioMarkt und basic, macht sich gemeinsam stark und installierte 250 Sammelfilter in Siedlungen und auf Feldern. Diese Messgeräte können Agrarchemikalien in der Luft messen, sammeln und so nachweisen. Die ersten Daten wurden im März erhoben. Weiter geht es diesen Oktober.
Und so geht’s: Kund*innen können die Kampagne unterstützen, indem sie am Regal nach den Produkten mit dem „Ackergifte? Nein danke!“-Logo greifen. Ein Teil des Verkaufserlöses wird dem Kampagnenfonds zur Verfügung gestellt.
Veröffentlicht am 07. Oktober 2019