Diese Woche feiert foodsharing fünften Geburtstag. Das bedeutet auch fünf Jahre Kooperation mit der BIO COMPANY, denn die BIO COMPANY unterstützt das foodsharing-Projekt seit der Gründungsphase. Bereits im April 2012 begannen wir unverkäufliche Lebensmittel an die Lebensmittelretter in Berlin zu spenden. Als die Crowdfunding-Kampagne startete, um das Netzwerk fest in der Öffentlichkeit zu etablieren, unterstützten wir ebenfalls finanziell, allem voran aber ideell. So wurde die BIO COMPANY der erste Handelspartner und auch Bio-Supermarktpartner des ehrgeizigen Vorhabens. Zustande kam die Kooperation als der Gründer von foodsharing - Raphael Fellmer - unseren Geschäftsführer - Georg Kaiser - anschrieb und dieser ihn daraufhin einlud. „Georg Kaiser ebnete mit seinem Vertrauen und seinem Engagement den Weg für unser heutiges Netzwerk. Gemeinsam haben wir schon viel erreicht“, sagt Fellmer heute. Mittlerweile kooperieren alle unserer 54 Filialen mit den Lebensmittelrettern von foodsharing. Damit haben wir gemeinsam mit den zahlreichen freiwilligen Lebensmittelrettern viel Pionierarbeit geleistet. Zentral in unserem Vorhaben ist es jedoch vor allem die Verbraucher stärker für das Thema zu sensibilisieren.
Gemeinsam haben wir in den Wilmersdorfer Arcaden (Berlin) symbolisch die „Mauer der Ignoranz“ eingerissen, die aus geretteten Lebensmitteln bestand. Bild v.l.n.r.: Andreas Hoppe (Schauspieler), Stefan Kreutzberger (Mitgründer foodsharing), Philipp Sommer (DUH Deutsche Umwelthilfe), Georg Kaiser (BIO COMPANY)
Dabei ist Georg Kaiser der Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette wichtig. Denn hinter jedem erzeugten Lebensmittel steckt meist ein bäuerlicher Betrieb, der Einsatz von Ressourcen und viel menschliche Produktivität. Wir müssen zu mehr Würdigung des Essens zurückkehren und zur Wertschätzung gegenüber Bauern, Tieren und der Natur. Lebensmittel nicht in die Tonne zu werfen, sondern respektvoll zu verwerten, ist ein erster Weg dahin. Eine Überproduktion von Lebensmitteln geht immer zu Lasten der Umwelt – und nicht zuletzt auch der Tiere. Es ist Zeit, dass den Menschen bewusster wird, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden. Dabei verursacht der Handel nur gut 5 Prozent des Lebensmittelabfalls, ein Anteil von 61 Prozent wird laut BMEL-Studie* immer noch in Privathaushalten weggeworfen. Eine WWF-Studie** spricht noch von 40 Prozent.
Wir beobachten zunehmend eine Tendenz zur kreativen Resteverwertung bei den Verbrauchern. Das was zu Großmutters Zeiten ganz normal üblich war, scheint langsam wieder Einzug auch in die urbanen Küchen zu nehmen. Wenn sich dieses Bewusstsein der Wertschätzung weiter fortsetzt, halten wir das für einen sehr hoffnungsvollen Weg. Auch dazu wollen wir Mut machen!
Innerhalb eines Jahres können die Lebensmittelretter von der BIO COMPANY durchschnittlich über 100 Tonnen übernehmen. Dies auch bei steigender Filialzahl. Ehrlicherweise fallen diese Mengen in Lebensmittelfilialen an. Dabei handelt es sich um Ware, die noch verzehrfähig ist, aber nicht mehr verkauft werden kann oder darf.
Dies hängt auch mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) zusammen, oder mit angestoßener Ware, die der Kunde nicht mehr kauft. Für uns ist bereits der Begriff „Mindesthaltbarkeitsdatum“ irreführend. Um die Güte seitens des Herstellers darzustellen wäre ein ‚Beste Eigenschaften vor dem‘ sinnvoll. Hilfreich wäre auch, wenn der reelle Verfallstermin eines Lebensmittels für den Kunden erkennbar wäre. Daher befürworten wir es, wenn das vom BMEL bereits 2016 vorgestellte Verbrauchsverfallsdatum baldmöglichst eingeführt würde. Für sehr lange haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Getreide könnten die Zeiten auch wesentlich länger gestaltet werden. Zum einen wird es dem Verbraucher so viel klarer, bis wann er das Produkt verzehren kann. Zum anderen könnten wir die noch guten Artikel länger verkaufen. Bis dato sind wir vom Gesetzgeber gezwungen, Ware nach Ablauf des MHD aus den Regalen zu nehmen. Sie ist dann schlicht nicht mehr verkaufsfähig. Dies ist bei uns aber nicht gleichbedeutend mit Müll. Wir müssen nur eine andere Verwendung für die Lebensmittel finden. Zwar haben wir vorher schon mit gemeinnützigen Organisationen zusammengearbeitet. Aber durch die Zusammenarbeit mit foodsharing konnte die Umverteilung noch optimiert werden. Die Menge, die bei uns noch im Müll landet ist gering und wirklich unverzehrbar.Nicht in den Müll: So funktioniert’s bei BIO COMPANY
Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung wird bei der BIO COMPANY bewusst gestaltet: Allem voran gibt es die Maßgabe, dass bereits beim Einkauf maßvoll bestellt wird. So wird von Anfang an auf einen sorgsamen Umgang mit Mengen geachtet. Überdies gibt es seit Jahren ein Mehrstufensystem. Zunächst bietet man die vom Ablauf betroffenen Artikel nochmal reduziert den Kunden an. Einiges geht so noch weg. Wird die Ware nicht mehr verkauft, dürfen sich auch die Mitarbeiter der BIO COMPANY noch etwas aussuchen. Dies klingt selbstverständlich – ist aber nicht überall Usus. Viele Lebensmittel-Einzelhändler verbieten dies aus Angst vor Manipulationen. Anschließend stellen wir die Waren auch anderen sozialen Organisationen zur Verfügung wie beispielsweise der Berliner Tafel, der Kirchengemeinde, oder dem „Verein für Obdachlosenarbeit. Abgeschriebenes Brot geht an Tierheime, es gibt aber auch reduzierte Angebote wie die „Brötchentüte vom Vortag“ in den Filialen. Was an verzehrfähiger Ware übrig bleibt, dürfen sich dann auch die Lebensmittelretter von foodsharing abholen. Dafür werden eigens Lebensmittelretter-Ausweise ausgestellt.
Wir freuen uns, dass foodsharing nun bereits 5 Jahre besteht. Wir setzen unser Engagement auch in Zukunft gerne fort, weil es einfach sinnvoll ist. Denn gemeinsam haben wir schon viel erreicht, können aber auch noch wesentlich mehr schaffen. Wir gehen da gerne mit gutem Beispiel voran.
*BMEL-Studie (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)
Veröffentlicht am 13. Dezember 2017