Kritischer Konsum mutiert mitunter zur Detektivarbeit. Und Siegel machen ihn nicht immer leichter. Fair gehandelte Waren zu kennzeichnen ist dennoch eine gute Idee. Am bekanntesten ist natürlich das Fairtrade-Siegel. Es ermöglicht Kleinbauern und Plantagenarbeitern ein besseres Einkommen und die Teilhabe am Weltmarkt.
Der Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt schreibt dafür feste Mindestpreise vor, verbietet Kinderarbeit und definiert Umweltstandards. Bio-Zertifikate sind nicht unbedingt inbegriffen, doch immerhin 65 % der Fairtrade-zertifizierten Produkte haben inzwischen zugleich ein Bio-Zertifikat.
Kritik am Fairtrade-Siegel bezieht sich meist auf den sogenannten Mengenausgleich und die Gewinnaufteilung. Beim Mengenausgleich dürfen Produzenten faire mit nicht fair gehandelten Rohstoffen mischen, etwa, wenn eine Zutat nicht in Fairtrade-Qualität verfügbar ist.
Fairtrade-zertifizierte Produkte müssen ohnehin nur zu mindestens 20 % aus fair gehandelten Zutaten bestehen.
Diese niedrige Einstiegshürde für das Siegel nutzen auch Konzerne und Discounter gern, die nachhaltiges Wirtschaften sonst wenig schert. Mit den werbewirksam zertifizierten Produkten lassen sich nämlich Gewinne erzielen, von denen die Produzenten nur träumen können.
Grundsätzlich empfiehlt es sich also, Produkte mit Siegeln zu kaufen, deren Kriterien deutlich mehr echte Fairness verlangen. Zum Beispiel:
GEPA FAIR+
Dieses Siegel basiert auf den Standards anderer Zertifikate, definiert aber strengere Voraussetzungen. 75 % der Gepa-Produkte sind auch bio-zertifiziert.
Hier werden fair gehandelte Bio-Produkte wie Kaffee, Tee, Gewürze, Milch und Gemüse gekennzeichnet, die hohe ökologische und soziale Anforderungen erfüllen müssen. Optimalerweise stammen mindestens 80 % der Zutaten aus der Umgebung, sofern sie in ausreichender Menge und entsprechender Qualität verfügbar sind. Bisher ist dieses Siegel leider noch deutlich weniger verbreitet als das Fairtrade-Siegel.
RAPUNZEL HAND IN HAND
Dieses Siegel verknüpft den Gedanken des Fairen Handels mit 100 % Bio unmittelbar in einem Programm, weil „ökologische Nachhaltigkeit immer auch ökonomische und soziale Nachhaltigkeit braucht“.
Die Produktpalette umfasst unter anderem Kaffee, Kakao, Palmöl, Trockenfrüchte und Getreide.
Laut Stiftung Warentest gehört HAND IN HAND zu den drei vertrauenswürdigsten Nachhaltigkeitssiegeln für Lebensmittel. Und das firmeneigene HAND IN HAND-Siegel findet sich auf allen Rapunzel Produkten, die zu mehr als 50 % faire Zutaten enthalten.
Veröffentlicht am 11. September 2019