Noch immer sind die Sozialstandards in der Landwirtschaft nicht mit anderen handwerklichen Berufen zu vergleichen. Über die 40 h Woche, sechs Wochen Urlaub oder Wochenendzuschläge können Landwirte nur lachen. Umso wichtiger sind verlässliche Partnerschaften zwischen Bauern, Verarbeitern und Handel, wie sie der Märkische Wirtschaftsverbund seit Jahren pflegt.
Hier arbeiten Unternehmen der Bio-Branche in Stadt und Land auf Augenhöhe zusammen: vertrauensvoll, radikal regional – und natürlich zu 100 % Bio. Sie setzen sich zusammen, sprechen gemeinsam über Anbau, Verarbeitung, Mengen und Preise von Kartoffeln, Gemüse, Milch und Co. In einer anonymen Abstimmung wird ausgewertet, ob die Handelsbeziehung auch wirklich als fair erlebt wird. Nur bei Zustimmung aller Teilnehmer darf das fair & regional-Siegel genutzt werden.
Müssten regionale Produkte nicht günstiger sein, wenn doch die Wege kurz sind? Irrtum! Kaum einer weiß, dass täglich hunderte Tonnen Getreide in Brandenburger Großmühlen aus Regionen Osteuropas angeliefert werden, in denen die Löhne sehr viel niedriger sind als in Deutschland. Und dieses Mehl wird hier verbacken. Im Kontrast dazu setzen handwerklich arbeitende Bäckereien im Märkischen Wirtschaftsverbund auf regionale, ökologische Kreislaufwirtschaft. Sie kaufen ihren Roggen, Weizen und Dinkel direkt von Brandenburger Landwirten und lassen ihn bei kleineren Mühlen im Umland verarbeiten. Das hat dann eben seinen Preis, wie auch die regionalen Produkte Fleisch und Milch. Wer als Brandenburger Bio-Betrieb Rinder hält und diese artgerecht auf der Weide mästen will, braucht unbedingt verlässliche Beziehungen samt Abnahmegarantien. Nur so können die Bio-Bauern in eine annähernd vergleichbare wirtschaftliche Lage kommen wie die konventionellen Marktteilnehmer.
Veröffentlicht am 04. Februar 2020