biologisch-dynamische Landwirtschaft, das ist immer eine Entwicklung – nicht nur draußen auf dem Hof, sondern auch drinnen im Kopf. Man lernt, dass ein Strauch nur funktioniert, wenn er mit den Gegebenheiten klarkommt, dass ein Betrieb sich nur tragen kann, wenn er möglichst vielseitig aufgestellt ist – und dass Beziehungen mindestens so wichtig sind wie Erträge. Eine komplexe Sache, die uns alle betrifft. Denn die Natur verändert sich.
Als wir hier vor fast 9 Jahren anfingen, dachten wir noch, was viele denken: Du musst dich spezialisieren. Vor allem Himbeeren wollten wir anbauen – eine biologische Marktlücke füllen. Und dann haben wir ganz schnell gemerkt: Das allein ist viel zu instabil. Andere Früchte kamen hinzu, Hühner, Schafe, Rhabarber und Honig. Auch heute sind wir noch lange nicht fertig, unser Angebot so vielseitig zu gestalten, dass sich einzelne Zweige in schlechten Zeiten gegenseitig stützen können.
Warum wir das erzählen? Sie haben es ja auch gemerkt: Das Wetter war für die Landwirtschaft dieses Jahr verheerend. Zum Beispiel kamen an einem Tag im Juli gleich 20 % des normalen Gesamtjahresniederschlags vom Himmel. Da sind fast alle Johannisbeeren auf einen Schlag kaputtgegangen. Außerdem hatte der harte Frost im Frühling den Staren ihre Hauptnahrungsquelle genommen: Kirschen. Aus Verzweiflung fraßen die Vögel dann unsere Sommerhimbeeren.
Ja, die Natur ist komplex, das Klima aus dem Gleichgewicht gekommen. Was kann man also tun? Lernen, zusammenhalten, sich anpassen – auf allen Ebenen. In Weggun haben wir nun angefangen, die Beeren nicht als Sträucher, sondern als hohe Einzelruten zu pflanzen, damit sie dem Regen trotzen können. Auch unser zusätzliches Standbein, die Hühnerzucht, entwickelt sich: Mithilfe vieler Kunden der BIO COMPANY konnten neue Ställe finanziert werden. Nun beliefern wir schon drei ihrer Märkte mit wunderbaren Eiern. Außerdem hat die BioBoden Genossenschaft Land für uns gekauft, damit zukünftig ein paar Schafe und Hühner mehr versorgt werden können. Feldzucht, Viehzucht, Natur und Arbeit greifen immer mehr ineinander. Ein Wechselspiel, das alle Ebenen einbeziehen muss, auch die soziale Sphäre.
Deshalb pflegen wir regen Kontakt mit Partnern, binden Arbeitskräfte und Verbraucher intensiv in die Prozesse ein und versuchen so, eine gemeinsame Kultur zu schaffen. Die Unterstützung von Kundenseite, von der BIO COMPANY – Ihr Verständnis, wenn es mal nichts oder zu wenig gibt – all das hat uns geholfen, zu bestehen, uns zu entwickeln. Und wir sind frohen Mutes, dass die nächste Generation einmal den Hof übernehmen wird; dass unser Lebenswerk weiter Früchte trägt, die nicht nur Bäuche nähren, sondern auch Menschen zusammenbringen – in einem möglichst natürlichen Gleichgewicht.
Mit verbundenen Grüßen
Ihre Familie van der Hulst
Bauernhof Weggun GbR, Fürstenauer Str. 29, 17291 Nordwestuckermark OT Weggun
Telefon 039855 36 89 38, www.weggun.de
Veröffentlicht am 25. Oktober 2017