Noch ist Berlin nicht „essbar“! Zwar gilt die Stadt als eine der grünsten Metropolen weltweit. Und nicht wenige der Bäume, Sträucher und Stauden auf Berliner Grün- und Brachflächen bieten schmackhaften Nährwert. Mindestens für all jene, die entsprechende Karteneinträge auf mundraub.org zu nutzen wissen! Doch allem Essbaren im urbanen Raum, aller Kräuterkultur auf Fensterbänken und allem Gemüseanbau in städtischen Gemeinschaftsgärten zum Trotz: Es bedarf mehr, um Berlin in eine wahrhaft „Essbare Stadt“ zu verwandeln!
Der Ernährungsrat Berlin beschreibt es in seinem Forderungskatalog an den Senat für eine zukunftsfähige Ernährungsstrategie so: Im „Essbaren Berlin“ müssten Politik und Verwaltung die Nutzung aller möglichen Anbauflächen fördern, öffentliche und private, horizontale und vertikale! Soll heißen, dass einerseits vermehrter Anbau essbarer Pflanzen zum Selbsternten auf öffentlichen Flächen, wie z.B. in Andernach am Rhein und Todmorden in Großbritannien, ermöglicht wird; zugleich aber der Lebensmittelproduktion und – vermarktung innerhalb der Stadtgrenzen neue Räume eröffnet werden.
Das Konzept der Essbaren Stadt ist auch sozial gedacht: Vereinzelung, Migration, Bildung für zukunftsfähige Entwicklung und der soziale Zusammenhalt in allen Stadtquartieren sind dabei mit im Blick. Und, dass Bürger*innen die Produktion von Nahrungsmitteln wieder hautnah erleben, daran teilhaben und im wahrsten Sinne des Wortes Früchte ihres Engagements ernten können.
Zu den Maßnahmen, die hier dringlich wären, gehört zum Beispiel die Zusammenstellung eines Pools von Flächen, z.B. Grün-, Brach- und Dachflächen, die künftig unbürokratisch zur Nutzung freigegeben werden könnten. Bei der Bepflanzung von Grünanlagen – sowohl öffentlicher Parks als auch der Wohnbebauung – soll künftig vorher geprüft werden, welche essbaren Obst- und Beerengehölze statt Ziersträuchern gepflanzt werden können.
Für urbane Gärten, Kleingärten, essbare grüne Dächer und Hinterhöfe sowie zur Einrichtung/Unterstützung von Gartenarbeitsschulen, Schulgärten und städtischen Landwirt*innen wäre kurzfristig ein eigenes Förderprogramm vonnöten. Innerhalb der Berliner Landesgrenzen, langfristig auch auf den außerhalb gelegenen Stadtgütern, soll zudem künftig ökologisch kontrollierte Bewirtschaftung verpflichtend sein. Dazu gehört, dass Berlin sich zur gentechnikfreien Region erklärt sowie flächendeckend den Einsatz von Glyphosat und bienenschädigenden Pestiziden verbietet.
Wer mehr erfahren und selbst an der Strategieentwicklung für das Berliner Ernährungssystem der Zukunft beteiligt sein will, findet den kompletten Forderungskatalog, als PDF zum freien Download, hier: www.ernaehrungsrat-berlin.de
Veröffentlicht am 14. Februar 2018