Wirklich gute Dinge gehen manchmal weite Wege. So auch die Scones – ein Teegebäck, das sich irgendwo zwischen Keks und Kuchen bewegt. Aus Schottland kommend – karg und einfach –, ist es in Nordamerika zur üppigen Leckerei avanciert. Nun haben zwei Brüder die Teilchen auf Irrwegen nach Berlin gebracht, sie unseren Zungen aber so feinsinnig angepasst, dass wir gar nicht genug davon kriegen können. Ganz frisch bei der BIO COMPANY – und mit einer sagenhaften Story im Rucksack.
Sie beginnt in Chicago, wo einer der Zwillinge – Steven – sich für den Schulunterricht zum ersten Mal mit Käsekuchen auseinandersetzt. Es macht ihm Spaß, großen. Er solle aber bloß nicht Bäcker werden, so die Älteren. Also studiert er Chemie. Sein Bruder Jonathan versucht es mit Philosophie. Beide fühlen sind nach kurzer Zeit in den Fächern verloren. So beginnt Steven, aus Frust zu backen, verdammt gut zu backen – doch wieder raten alle von der Profession ab.
Um das mit dem ,ordentlichen Abschluss‘ noch irgendwie hinzukriegen, wechseln die Brüder zu Maschinenbau und Mathematik. Währenddessen treibt das Schicksal Steven erneut an den Ofen – und Jonathan zum Entschluss, die süße Leidenschaft seines Bruders zu vermarkten. Es werden Kekse gebacken und auf dem Campus verkauft. Dort erfreuen sich ihre Produkte enormer Beliebtheit. Nur verdienen die beiden kaum Geld damit. Vom Backen in der eigenen Küche leben? Scheinbar unmöglich.
Nach dem Abschluss ergreifen die Brüder also schweren Herzens klassische Berufe und werden vom Wind des Zufalls über viele Stationen nach Berlin getrieben, wo ihre Odyssee noch immer kein Ende in Zufriedenheit findet. Einmal mehr fängt Steven aus Verzweiflung an zu backen – ziellos, inbrünstig, voller Liebe zum Detail. Diesmal aber klafft vor seinen Augen eine Marktlücke: Denn es mangelt an wirklich guten veganen Konditorwaren. Aus langen Experimenten in der WG-Küche entsteht ein Volltreffer: Scones made in Germany.
Über Cafés erlangt das Gebäck Berühmtheit, begeistert schnell auch die BIO COMPANY. Denn einfach und gleichsam komplex sind sie, die Kekskuchen der Baking-Brothers: nach dem ersten Bissen überraschend, nach dem dritten unwiderstehlich. Einem lautstarken, amerikanischen Cookie ähnlich, verhalten sie sich im Mund unerwartet vornehm wie ein herzhafter, britischer Snack; bevor sie ihren Geschmack am Gaumen mit der verführerischen Sanftheit eines französischen Petit Four entfalten.
Steven und Jonathan meinen dazu nur: „We just wanna make really good shit.“ Und das tun sie jetzt. Es ist der härteste Job, den sie je gemacht haben, der ehrlichste, der erfüllendste. Aber wenn die Augen ihrer Kunden nach dem dritten Bissen leuchten wie helle Sterne über dem Ozean des Schicksals, dann wissen sie, dass sich selbst der weite Weg gelohnt hat.
Cake Catering Co., Prenzlauer Allee 229,
10405 Berlin, Telefon 0162 5959200, www.cakecake.co
Veröffentlicht am 27. November 2017