Liebe Kunden, liebe Beweger,
im Herbst zieht der Bauer Bilanz. Dieses Jahr fällt sie bei den meisten katastrophal aus. Immerhin hat der dürre Sommer viele Ernten vernichtet. Auch wir Biolandwirte sind schwer getroffen, aber besser gerüstet als konventionelle Betriebe. Denn ökologisches Arbeiten bedeutet, sich nach der Umwelt zu richten — und nicht, sie mit Monokulturen zugrunde zu richten. Flexibel und nachhaltig zeigt es, dass die Zukunft der Landwirtschaft nur biologisch denkbar ist — besonders in Zeiten des Klimawandels.
Ich möchte Ihnen einmal erzählen, wie das bei uns aussieht. Der Anbau ist hier von Natur aus schwierig. Denn Pretschen hat einen wenig fruchtbaren, sandigen Boden. Wasser versickert schnell. Im Dürresommer haben wir beim Roggen und bei unseren sehr wichtigen Stickstoffsammlern — den Leguminosen — die Hälfte verloren. Das hat zunächst gravierende Konsequenzen. Erstens fehlt damit ein großer Teil des Tierfutters. Es wird absehbar weniger Vieh und damit auch weniger Kalbfleisch von uns geben. Zweitens konnten die Leguminosen einer anderen wichtigen Aufgabe nicht nachkommen: den Boden fürs nächste Jahr mit Stickstoff anzureichern. Das Landgut wird also auch mittelfristig unter den Folgen leiden. Aber was machen wir damit? Wir machen weiter.
Denn immerhin haben sich bei uns durch intensive Bodenpflege bereits gute Humusschichten gebildet. Sie können Feuchtigkeit deutlich länger speichern als das tote Erdreich konventioneller Äcker. 2018 reichte dies natürlich nicht aus. Aber eine ökologische Landwirtschaft ist kleinteilig und vielseitig. Sie stützt sich gegenseitig mit verschiedenen Früchten und Strategien. Unsere Senfsaaten und der Leindotter beispielsweise haben trotzdem überlebt — ganz ohne Bewässerung —, da sie tief reichende Wurzeln ausbilden. Sie bekommen also nach wie vor Leindotteröl und Senf aus Pretschen.
Jetzt im Oktober außerdem gute Kürbisse, weil es uns gelungen ist, die empfindlichen Gemüseflächen mit Wasser aus der Spree zu bewässern. Den Ausfällen beim Futter sind wir flexibel mit einer zweiten, kurzen Anbauphase im Spätsommer begegnet. Dazu experimentiere ich mit immer neuen Kulturen und baue auch mehrere Früchte gemeinsam auf einem Feld an. Wenn Flachwurzler dann im Zuge einer Dürre vertrocknen, bleiben zur Ernte immer noch die Pflanzen mit den langen Wurzeln. Auch unsere Chicorée-Treiberei macht uns unabhängig. Damit können wir Ihnen selbst zur kalten Jahreszeit gesundes Frisches bieten.
Ja, ökologischer Anbau ist kompliziert, aufwendig und nicht sehr rentabel. Langfristig aber bietet er die einzige Möglichkeit, den hausgemachten Problemen der Menschheit zu begegnen. Umso mehr freue ich mich, dass Sie, liebe Kunden, unsere Mühe mit Ihrer Treue belohnen.
Ihr Sascha Philipp
Veröffentlicht am 01. Oktober 2018