Zehn lange Jahre währte der Kampf des Kanadiers Percy Schmeiser und seiner Frau Louise gegen den Konzern Monsanto – das Unternehmen hatte den kanadischen Landwirt verklagt, weil er angeblich ein konzerneigenes patentiertes Saatgut angebaut hatte, ohne dafür Lizenzgebühren zu zahlen. Die Schmeisers wehrten sich und gingen durch alle Instanzen.
Im Jahr 2007 erhielten sie den Alternativen Nobelpreis „für ihren Mut, die biologische Vielfalt und die Rechte der Bauern zu verteidigen und die ökologische und moralische Perversität der aktuellen Auslegungen der Patentgesetze in Frage zu stellen.“
Percy Schmeiser, Sohn deutscher Einwanderer, züchtete jahrzehntelang Raps. Von seiner Ernte behielt er – wie unter Landwirten üblich – jedes Jahr soviel zurück, wie er als Saatgut für die nächste Aussaat benötige. 1998 wurden seine Felder mit gentechnisch verändertem Raps kontaminiert – die Pflanzen waren vermutlich durch Wind oder vorbeifahrende LKWs ausgesät worden.
Es handelte sich um die Roundup-Ready-Rapspflanze der Firma Monsanto, die seit 2018 zur Bayer AG gehört. Da äußerlich kein Unterschied zwischen natürlichem und gentechnisch verändertem Raps zu erkennen ist, behielt Schmeiser auch von diesem Saatgut Teile für die nächste Aussaat zurück. Damit wuchs auf seinen Feldern – unbeabsichtigt – nun auch gentechnisch veränderter Raps.
Als Monsanto ihn auf Zahlung von Lizenzgebühren und Schadensersatz verklagte, weigerte sich Schmeiser zu zahlen und erklärte, er habe niemals Saatgut von Monsanto bezogen und ausgesät. Er berief sich darauf, dass jeder Landwirt das Recht habe, eigenes Saatgut zu vermehren.
Auf das Angebot von Monsanto, die Klage zurückzuziehen, wenn die Schmeisers sich verpflichten, künftig ihre Saat von Monsanto zu beziehen, gingen sie nicht ein. Ein Jahrzehnt lang kämpften die Schmeisers gegen die Klage, verloren mehrfach, gingen in die
nächsten Instanzen, überstanden Psychoterror und Privatdetektive, die sie beobachteten, erhielten aber auch Zuspruch und Spenden und wurden zur weltweiten Identifikationsfigur. Schmeiser ist überzeugt:
„Niemand darf Kontrolle über die Natur haben. Niemand darf Kontrolle über das Leben haben…
...Niemand darf das Recht haben, Patente auf das Leben zu beanspruchen. Solange meine Frau und ich leben, werden wir für das Recht der Bauern kämpfen, ihr Saatgut von Jahr zu Jahr wiederzuverwenden.“
2004 entschied der Oberste Kanadische Gerichtshof schließlich: Percy Schmeiser musste keinen Cent an Monsanto zahlen, nicht die Gerichtskosten und keinen Schadensersatz – der Konzern hatte eine Million kanadische Dollar gefordert. Die Begründung: Schmeiser hatte nie vorgehabt, das Herbizid Roundup zu spritzen, das alle Pflanzen abtötet, außer die resistenten Roundup-Ready-Rapspflanzen. Somit habe er nicht von der speziell patentierten Eigenschaft profitiert und es liege keine Verletzung vor.
Percy und Louise Schmeiser erhielten zahlreiche Auszeichnungen für ihren Kampf gegen den Megakonzern, so auch den Alternativen Nobelpreis der Right Livelihood Award Foundation. Mit ihrem Kampf gegen Monsantos missbräuchliche Vermarktungspraktiken haben Percy und Louise Schmeiser die Welt aufgeweckt und über die Gefahren von Gentechnik informiert, Percy Schmeiser hält bis heute Vorträge in vielen Ländern und kämpft für die Unabhängigkeit der Landwirte, die biologische Vielfalt und gegen die Gentechnik.
Die schwedische Right Livelihood Foundation wurde vor 40 Jahren gegründet. Geehrt und unterstützt werden mutige Menschen, die visionäre und beispielhafte Lösungen für globale Probleme entwickeln und umsetzen. Jeder Mensch weltweit kann Kandidaten und Kandidatinnen für den Right Livelihood Award vorschlagen. Bislang haben die als „Alternativer Nobelpreis“ bekannte Auszeichnung 178 Menschen aus 70 Ländern erhalten. Mittlerweile zählt der Preis zu den renommiertesten Auszeichnungen für Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Frieden. Die Stiftung unterstützt die Preisträger auch nach der Verleihung und hilft gefährdeten Preisträgern.
Veröffentlicht am 27. März 2020