Liebe Freunde ganzheitlicher Backkunst,
manchen mag Weichardt ein Begriff sein. Anderen laufen unsere Brote das erste Mal bei der BIO COMPANY über den Gaumen – und finden einen Weg in ihre Herzen. Garantiert.
Genau dafür gehen bei uns die Uhren nämlich etwas langsamer, damit es sooo gut mundet. Allein in Stube und Ofen braucht jeder Laib fast einen Tag. Und in allen stecken über 38 Jahre Geschichte.
Wenngleich ich als Bäckerin und Bäckerstochter unseren Familienbetrieb seit 2008 leite, haben ihn natürlich meine Eltern Heinz und Mucke geprägt – Mutter als Herz, Vater als Hand, gemeinsam in ganz Westberlin bekannt. Ernsthaft, die waren absolute Pioniere, als sie 1977 anfingen, hier Brote aus 100 Prozent demeter-Getreide zu backen. Denn damals in der Enklave musste jeder Bäcker einen Teil des Senatsgetreides verwenden, abgelagert als Reserve. Sie aber wehrten sich dagegen und fanden einen Weg, das „faule“ Mehl zu umgehen; bezogen ihr Korn dann aus Westdeutschland und mahlten es selbst in der kleinen Backstube. So, wie wir es übrigens heute noch machen. Ganz langsam und schonend drehen sich die Natur-Mühlsteine. Flink und aufgeweckt dagegen agierten die beiden. Da sie sich nun selbst geholfen hatten, sollte auch anderen geholfen werden. Illegalerweise fingen wir also damals an, den einzigen Demeterhof der DDR – Marienhöhe – mit biologisch-dynamischem Saatgut zu versorgen. Als kleines Mädchen habe ich an der Grenze geschwitzt wie Hulle, aber unsere Schmuggelware wurde nie gefunden! War übrigens nicht unser einziger Auftritt in der DDR. Nach einiger Zeit nämlich wurde Weichardts einzigartiges Brot in Westberlin so beliebt, dass sich oftmals eine Schlange vor der Bäckerei bildete. Die im Osten bekamen das irgendwie mit. Und so titelte das Blatt Neues Deutschland: „Versorgungsengpässe jetzt auch in Westberlin“. Hätten die gewusst!
Nun fragen Sie sich, was in unseren Laiben steckt? Tja, es ist im Grunde eine Philosophie von Demeter: Sich den Dingen so zu widmen, wie es ihnen gebührt. Dazu gehören natürlichste Körner aus der Region, eigene Natursteinmühlen, das Abwiegen und Ansetzen des Backferment-Teigs von Hand, die behutsame Hubknetmaschine, das lange Gehen direkt unter der Decke unserer verwinkelten Backstube, das händische Portionieren, Wirken und Auspinseln der Formen mit feinster Demeter-Butter sowie das individuelle Backen. Ja, jeder Laib wird hier einzeln betreut. Natürlich hat auch die familiäre Stimmung im Betrieb ihren Einfluss. Wie man zur Arbeit steht, so gestaltet sich schließlich das Produkt. Apropos: Mein Lieblingsbrot – Leinsamenbrot – finden Sie nun im Back-Bistro der BIO COMPANY. Und wer es schmeckt, wird wissen: Auch die Leidenschaft zum Brot beginnt mit einem ersten, wunderbaren Bissen.
Im Namen meiner Eltern und des Kollegiums,
Ihre Yvonne
Veröffentlicht am 31. März 2016